Montag, 26. März 2012

...vielen Dank an alle Unterstützer..



Nun sitzen wir gerade im Flugzeug auf dem Weg nach Bangkok, unter uns liegt Nepal und hinter uns ein viertel Jahr Projektarbeit „Hilfe für Schwerhörige in Kathmandu“.
Nach unserem höchst emotionalen Abschied mit Keshab und Macha Bhai`s Worten „ ihr seid nicht nur zu Freunden geworden, ihr seid zu Bruder und Schwester geworden“, fiel uns der ohnehin schwere Gang in den Flieger noch schwerer.

Die letzten 6 Wochen in Nepal waren gespickt von vielen Besuchen, viel Arbeit und Stress. Als erstes hatten wir von Esthers Familie Besuch, die parallel mit unserem sehnsüchtig erwarteten Labor ankamen und direkt von der hören-helfen.e.V. Delegation aus Deutschland abgelöst worden sind. Es war nicht einfach, alles unter einen Hut zu bekommen, trotz Keshabs intensiver Hilfe und seines Organisationstalents, funktioniert Nepal eben viel langsamer als man selber will.
Aus heutiger Sicht, kaum noch zu umreißen, wie viele Stunden wir in der Earclinic verbrachten. Die Arbeit, die wir uns in all der Zeit teilten, bestand daraus, dass einer von uns Ohrpassstücke fräst , der andere Hörgeräte anpasst oder audiometrierte. Für uns, die normalerweise Hörgeräte verkaufen müssen, eröffnete sich hier eine komplett andere Dimension unserer Arbeit. Da wir hier die Möglichkeit hatten, Menschen zum Hören zu verhelfen, die bis dahin keine Aussichten auf Besserung ihrer Hörprobleme sahen. Diese entfalteten eine nepalesische Dankbarkeit, die keiner gleichen kennt und für uns absolut neu war. So wurden wir nach vielen Anpassungen in der Earclinic von Patienten gesegnet oder bekamen Dankesbriefe.

Als wir vor 2 Wochen mit der hören helfen e.V. Delegation durch Nepal starteten, war der erste Stop unser Herzensprojekt in Dharding. Der Empfang durch unsere Taubstummen Klasse und die Schulleitung war derart rührend, dass jeder der Gruppe mit einem Kloß im Hals das Schulgelände betrat. Wir hatten dort nach einem gemeinsamen Mittagessen die komplette Klasse, Lehrer und einige Angehörige durchgemessen, Ohrstücke gefräst und Hörgeräte angepasst. Der Verdacht, dass nicht alle Taubstummen der Klasse wirklich gehörlos waren, erhärtete sich. Und so konnten wir ca. 2/3 der Klasse mit Hörgeräten versorgen. Für uns beide, die diese Schule inzwischen zum vierten mal besucht hatten und alle Kinder persönlich kannten, war es ziemlich hart, in die Augen unserer Lieblinge zu schauen um Ihnen verständlich zu machen, dass sie kein Hörgerät bekommen können, da nicht ein einziger Messpunkt zu messen war. An diesem Tag fuhr Surendra mit uns, ein Nepalese der für den Speyerer Rotari Club Schulen und Waisenhäuser baut. Er unterhielt sich ausgiebig mit dem Direktor um eine Lösung für die Kinder zu finden (siehe →die earclinic neue projekte... ) . Nun sind wir guter Dinge, dass er hier viel bewegen kann und mit deutscher Hilfe ein zu Hause für die Kinder baut.
In Chitwan und Banepa setzten wir unsere Earcamps fort. Die Bedienungen unter denen wir hier arbeiteten waren leider nur äußerst rudimentär, erfüllten jedoch immer seinen Zweck. Mit deutschen Maßstäben hier arbeiten zu wollen, ist selbst mit viel gutem Willen undenkbar. Für uns und den Verein hat sich während dieser Tage bestätigt, dass dieses Projekt hier nicht zu ende ist, sondern gerade erst beginnt.

Als wir im Frühjahr 2011 mit der Planung dieses Projekts begannen, stellte sich die Frage Warum macht ihr eigentlich so ein Projekt? Die prompte Antwort war immer, „ wir möchten auf der Reise eine Aufgabe haben, wir wollten etwas Gutes tun und uns nützlich machen“.
Heute, ein Jahr später ist uns bewusst geworden „ Wofür“ wir es getan haben und weiterhin tun werden. Wir tun es für Momente und Gefühle, die kaum in Worte zu packen sind.
Wenn wir Hörgeräte einschalteten und den Kindern Tränen über die Wangen liefen, weil sie das erste mal ihre eigene Stimme hören konnten, diese Glücksgefühle sind einfach unbeschreiblich.
Vielen Dank an alle Unterstützer, die das ermöglicht haben!!!*

*Macha Bhai Maharjan, Keshab Man Dangol, Percy Schöneck, Erik Berg, Nila Patel, Hendrik Pieper, Beate Pfahlert, Jürgen Leist, Sieglinde Leist & die Turndamen, Benjamin Leist, Deborah Leist, Ajaya Maharjan, Familie Horn, Nick Iden,  Surendra, Isabella Wintermeier, Ruth Schraermeyer, Marika Schraermeyer, Nadine Kaufmann, Anke Matzpohl, Martin Schaarschmidt, Ariane Schöneck, Marc Osswald, Oliver Reuter, Roth und Lorenz, Hörgeräteakustik Jürgen Leist GmbH, Hörpartner GmbH, Hörmeister GmbH, Egger Labortechnik, GN Resound, Unitron, NAHOH, hören-helfen e.V., Die Rheinpfalz, betterplace.org, alle Freunde und Verwandte, alle Spender aus den Filialen und von betterplace und alle die wir vergessen haben ;)






















































 






Dienstag, 28. Februar 2012

Wie man macht, dass nen Ohr lacht ;)

Wir hatten ja bereits auf unserer Website eine kleine Erklärung zum Thema Ohrstücken (siehe http://freifahrt.net/index10.html ) Hier wollen wir heute eine kurze Anleitung zum Thema "Wie fertigt man ein Ohrpassstück an" posten, damit ihr wisst was wir hier eigentlich machen.

Als erstes ist es notwendig eine Abformung vom Ohr des Schwerhörigen zu nehmen. Dazu wird aus Watte und einem Zwirn eine Tamponade hergestellt, die möglichst die selbe Größe wie der Gehörgang hat. Nachdem diese im Gehörgang platziert ist, wird mit einer Abformmasse ( wie beim Zahnarzt, der Abdruck von den Zähnen) der Gehörgang mit samt der Ohrmuschel ausgefüllt. Nach circa 5 Minuten ist das Material ausgehärtet und kann dem Ohr entnommen werden.
Esther nimmt Abformungen von Luna

Diese Abformung wird nun mit einem Messer beschnitten. Alles was übersteht und nicht benötigt wird kommt weg. Im Anschluss wird die Abformung in heißes Wachs getaucht und auf die untere Seite einer Einbettförmchen geklebt.
Als erste wird gewachst, im Anschluss in die Form geklebt 

Für die Negativform verwenden wir der Einfachheit halber ein Material, das immer wieder verwendet werden kann. Es ist eine Art Gelee und besteht aus Algen, das Material wird flüssig wenn man es erwärmt und fest wenn es erkaltet. Dieses Gelee wird in die Einbettform zusammen mit der Abformung gegossen. Nach dem das Gelee fest ist, kann die Abformung entnommen werden. In diese Negativform wird nun ein Acryl gegossen, das unter Druck und Zuführung von etwas warmen Wasser blasenfrei aushärten soll.
 
Das Einbettförmchen wird mit dem Gelee befüllt - der Abdruck entnommen - Acryl angerührt   

          
           Acryl in den Hohlraum im Gelee gießen und unter Druck aushärten


Der so gewonnene Rohling wird nun mit der Fräsmaschine bearbeitet bis es ein gut sitzendes Ohrpassstück ist. Das ist der Hauptteil der Arbeit, hierbei müssen sehr viele Schritte beachtet werden, damit das Passstück am Ende auch gut Sitzt und nicht im Ohr wackelt oder Druckstellen verursacht.

erst wird der Rohling markiert, dann grob Vorgearbeitet und zuletzt mit der Fräse bearbeitet 

Zu guter letzt wird das Ohrpassstück poliert und mir einem Schallschlauch versehen. Am anderen Ende des Schallschlauches wird das für den Schwerhörigen eingestellte Hörgerät angeschlossen.

-- Fertig --