Montag, 25. März 2013

Nepal Teil 2


Beim Gang in die Air India Maschine kamen die Erinnerungen so langsam wieder, abgetretene Teppiche, lose Schrauben, eine nicht funktionierende Fernbedienung. Während des Transits in Dehli holte uns alles wieder ein. Hocktoiletten, fehlende Fliesen ein Becher und ein Wasserhahn zur linken der Toilette waren erst der Anfang. Kathmandu war dreckiger, lauter und ärmer den je. Der Kulturschock saß tief und die eigentliche Motivation sich mit diesem so komplizierten System wieder auseinander setzen, begann als Keschab uns mit den typischen Begrüßungschals und den Worten „Namaste“ in die Arme schloss.

So zog ein Jahr ins Land, in dem wir über die Firma Hörgeräteakustik Jürgen Leist GmbH und den Verein hören helfen e.V. viele Spendengelder und Hörgeräte sammeln konnten. Die Zielsetzung des diesjährigen Besuches war ein Art Erfolgskontrolle unseres Projektes. Was war mit dem Labor geschehen. Was war mit all den Kindern die Hörgeräte bekommen hatten, sind sie damit zurechtgekommen? Hatten die Hörgeräte die widrigen Umstände überstanden. Immer hin gibt es mehrere Monate Monsun, der ewige Staub und Dreck und die schlechten hygienischen Zustände. Des weiteren wurde die Liste der Schwerhörigen Kinder nicht kürzer.

Also starteten wir am frühen morgen auf geliehene Motorrädern um in das entlegene Dhading zu fahren. Dort hatten wir Anfang 2012 eine Schule mit taubstummen Kindern entdeckt, die wir komplett mit Hörgeräten versorgt hatten. Wir waren zwar skeptisch, jedoch auch sehr neugierig was wohl im vergangen Jahr an dieser Schule alles passiert war.Die Klasse war leider nicht vollständig, aber zum größten Teil anwesend. So kontrollierten wir technisch alle Geräte und waren erstaunt über das konsequente tragen der Hörgeräte. Wir konnten sogar sprachliche Fortschritte feststellen und die Kinder  selber sind auch sehr froh über ihre neue Höreindrücke, nur gab es teilweises Unverständnis der Eltern. So erfuhren wir das einige Eltern den Kindern die Geräte weggenommen hatten.
Die folgenden Tage verbrachten wir in Kathmandu um in der Earclinic neue Kinder zu versorgen und alte Einstellungen zu verbessern. Die etwa 30 Anpassungen der teilweise erst 15 Monate alten Kindern war sehr rührend und die Dankbarkeit der Eltern war überwältigend.
Morgen werden wir uns aufmachen eine zweite Schule zu besuchen, die wir ebenfalls im letzten Jahr betreut hatten und übermorgen werden wir wieder nach hause fliegen.

Wir betrachten die Hörgeräteanpassung als eine sehr verantwortungsvolle Aufgabe. Ein so großer Eingriff in die subjektive akustische Wahrnehmung ist nicht immer einfach. Selbst in Deutschland, wo wir über all die technischen Möglichkeiten verfügen und es keine sprachliche Barriere besteht, gestalten sie sich oft als langwierig und schwierig. Einer der wichtigsten Bereiche der Anpassung ist geradw das persönliche Engagement des Betroffenen und an diesem Punkt treffen wir hier immer wieder ins Schwarze. Denn alle die ein Hörgerät bekommen sollen, wollen dies auch mit voller Konsequenz. Wir sind sehr froh das unser Projekt so klein ist, dadurch haben wir immer die Möglichkeit ganz konzentriert zu helfen, dass hat uns dieser Besuch wieder gezeigt.

Montag, 26. März 2012

...vielen Dank an alle Unterstützer..



Nun sitzen wir gerade im Flugzeug auf dem Weg nach Bangkok, unter uns liegt Nepal und hinter uns ein viertel Jahr Projektarbeit „Hilfe für Schwerhörige in Kathmandu“.
Nach unserem höchst emotionalen Abschied mit Keshab und Macha Bhai`s Worten „ ihr seid nicht nur zu Freunden geworden, ihr seid zu Bruder und Schwester geworden“, fiel uns der ohnehin schwere Gang in den Flieger noch schwerer.

Die letzten 6 Wochen in Nepal waren gespickt von vielen Besuchen, viel Arbeit und Stress. Als erstes hatten wir von Esthers Familie Besuch, die parallel mit unserem sehnsüchtig erwarteten Labor ankamen und direkt von der hören-helfen.e.V. Delegation aus Deutschland abgelöst worden sind. Es war nicht einfach, alles unter einen Hut zu bekommen, trotz Keshabs intensiver Hilfe und seines Organisationstalents, funktioniert Nepal eben viel langsamer als man selber will.
Aus heutiger Sicht, kaum noch zu umreißen, wie viele Stunden wir in der Earclinic verbrachten. Die Arbeit, die wir uns in all der Zeit teilten, bestand daraus, dass einer von uns Ohrpassstücke fräst , der andere Hörgeräte anpasst oder audiometrierte. Für uns, die normalerweise Hörgeräte verkaufen müssen, eröffnete sich hier eine komplett andere Dimension unserer Arbeit. Da wir hier die Möglichkeit hatten, Menschen zum Hören zu verhelfen, die bis dahin keine Aussichten auf Besserung ihrer Hörprobleme sahen. Diese entfalteten eine nepalesische Dankbarkeit, die keiner gleichen kennt und für uns absolut neu war. So wurden wir nach vielen Anpassungen in der Earclinic von Patienten gesegnet oder bekamen Dankesbriefe.

Als wir vor 2 Wochen mit der hören helfen e.V. Delegation durch Nepal starteten, war der erste Stop unser Herzensprojekt in Dharding. Der Empfang durch unsere Taubstummen Klasse und die Schulleitung war derart rührend, dass jeder der Gruppe mit einem Kloß im Hals das Schulgelände betrat. Wir hatten dort nach einem gemeinsamen Mittagessen die komplette Klasse, Lehrer und einige Angehörige durchgemessen, Ohrstücke gefräst und Hörgeräte angepasst. Der Verdacht, dass nicht alle Taubstummen der Klasse wirklich gehörlos waren, erhärtete sich. Und so konnten wir ca. 2/3 der Klasse mit Hörgeräten versorgen. Für uns beide, die diese Schule inzwischen zum vierten mal besucht hatten und alle Kinder persönlich kannten, war es ziemlich hart, in die Augen unserer Lieblinge zu schauen um Ihnen verständlich zu machen, dass sie kein Hörgerät bekommen können, da nicht ein einziger Messpunkt zu messen war. An diesem Tag fuhr Surendra mit uns, ein Nepalese der für den Speyerer Rotari Club Schulen und Waisenhäuser baut. Er unterhielt sich ausgiebig mit dem Direktor um eine Lösung für die Kinder zu finden (siehe →die earclinic neue projekte... ) . Nun sind wir guter Dinge, dass er hier viel bewegen kann und mit deutscher Hilfe ein zu Hause für die Kinder baut.
In Chitwan und Banepa setzten wir unsere Earcamps fort. Die Bedienungen unter denen wir hier arbeiteten waren leider nur äußerst rudimentär, erfüllten jedoch immer seinen Zweck. Mit deutschen Maßstäben hier arbeiten zu wollen, ist selbst mit viel gutem Willen undenkbar. Für uns und den Verein hat sich während dieser Tage bestätigt, dass dieses Projekt hier nicht zu ende ist, sondern gerade erst beginnt.

Als wir im Frühjahr 2011 mit der Planung dieses Projekts begannen, stellte sich die Frage Warum macht ihr eigentlich so ein Projekt? Die prompte Antwort war immer, „ wir möchten auf der Reise eine Aufgabe haben, wir wollten etwas Gutes tun und uns nützlich machen“.
Heute, ein Jahr später ist uns bewusst geworden „ Wofür“ wir es getan haben und weiterhin tun werden. Wir tun es für Momente und Gefühle, die kaum in Worte zu packen sind.
Wenn wir Hörgeräte einschalteten und den Kindern Tränen über die Wangen liefen, weil sie das erste mal ihre eigene Stimme hören konnten, diese Glücksgefühle sind einfach unbeschreiblich.
Vielen Dank an alle Unterstützer, die das ermöglicht haben!!!*

*Macha Bhai Maharjan, Keshab Man Dangol, Percy Schöneck, Erik Berg, Nila Patel, Hendrik Pieper, Beate Pfahlert, Jürgen Leist, Sieglinde Leist & die Turndamen, Benjamin Leist, Deborah Leist, Ajaya Maharjan, Familie Horn, Nick Iden,  Surendra, Isabella Wintermeier, Ruth Schraermeyer, Marika Schraermeyer, Nadine Kaufmann, Anke Matzpohl, Martin Schaarschmidt, Ariane Schöneck, Marc Osswald, Oliver Reuter, Roth und Lorenz, Hörgeräteakustik Jürgen Leist GmbH, Hörpartner GmbH, Hörmeister GmbH, Egger Labortechnik, GN Resound, Unitron, NAHOH, hören-helfen e.V., Die Rheinpfalz, betterplace.org, alle Freunde und Verwandte, alle Spender aus den Filialen und von betterplace und alle die wir vergessen haben ;)